Now – Bauwende jetzt!

Ein Zusammenschluss aus nachhaltigen Bau-Start-ups, fordert ein massives Umsteuern der deutschen Wohnungs- und Baupolitik.

Am 21.09.2021 zwischen 11:00 – 12:00 Uhr fand zu diesem Thema ein Pressegespräch statt.

Die Initiative wird von Architects for Future und vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA unterstützt. Derzeit bietet keine Partei ein wohnungs- und baupolitisches Programm, mit dem die Pariser Klimaziele erreicht werden können. Der Bau- und Immobiliensektor verursacht ca. 36 % der CO2-Emissionen in der EU – und ca. 60 % des Abfalls.

Der Zusammenschluss hat das gemeinsame Ziel, über schnelle und konkrete Maßnahmen Emissionen und Abfallaufkommen im Bau- und Immobiliensektor erheblich zu senken und die Prozesse und den Materialeinsatz am Bau grundsätzlich umzustellen.

NOW – Bauwende jetzt sieht insbesondere bei Genehmigungsprozessen, im Ordnungsrecht sowie in der Förder- und Steuerpolitik einen Hebel, um zirkuläres Bauen viel schneller einzuführen, um die Verwendung ökologischer Materialien zu fördern, aber auch um flexible modulare Neubauten und serielle Sanierungen schneller voranzubringen.

Zirkuläres Bauen sollte bereits beim Abbruch berücksichtigt sein. So sieht Dominik Campanella, Gründer der Plattform Concular, Einsparmöglichkeiten von bis zu 30 % der Abbruchkosten und bis zu 50 % Einsparungen bei den Bau-Emissionen, wenn bereits vor Start eines Vorhabens zirkulär geplant wird. Materialien sollten entsprechend in Gebäuden digitalisiert und vor dem Abbruch des Gebäudes in neue Bauvorhaben vermittelt werden.

 

Holzbausystem TRIQBRIQ:
Bauen mit der Natur

Neben zirkulären Materialflüssen sollten auch ökologische Materialien verwendet werden. Das Start-up Polycare verzichtet vollständig auf den Einsatz von knapp werdenden Bausanden und auf Zement als Bindemittel und ebnet mit ihrem Bausystem den Weg in die rückbaufähige und wiederverwendbare Architektur. 

Oder das Start-up TRIQ, das Projekte mit preisgünstigem Schwach- und Schadholz entwickelt und mit standardisierten modularen Holzbausteinen das Bauen ohne den Einsatz von künstlichen Verbindungsmitteln sehr viel ökologischer macht.

Eine Paris-konforme Bauwirtschaft sollte gleich vollständig erdölbasierte Materialien substituieren, so wie das Start-up carbonauten, das Biokohlenstoffe entwickelt.

Klimaneutralität kann nur dann in die Skalierung kommen, wenn diese Konzepte seriell geplant und umgesetzt werden: das Start-up ecoworks saniert deswegen CO2-neutral im industriellen Maßstab, indem digital und automatisiert geplant und industriell vorgefertigt wird – und das mit ökologischen Materialien und mit gestalterischem Anspruch.

Das Start-up Urban Beta bringt diese Konzepte in den modularen Neubau, indem es flexible, mobile Nutzungskonzepte und nachhaltige Materialstrategien in ihren zirkulären Raumsystemen realisiert. Diese neu gedachte Architektur On-Demand ist erweiterbar, wächst und adaptiert mit ihren Nutzern:innen und schafft neue, zirkuläre Business- und Finanzierungsmodelle für die Baubranche. Der zirkulär geplante Mobility Hub BetaPort ist das erste skalierbare Bauprodukt mit On-Demand Anwendungen für wandelbare Gebäude.

Alle Start-ups und die Unterstützer:innen eint die Forderungen, den regulatorischen Rahmen massiv anzupassen: So sollten beispielsweise Genehmigungsprozesse für nachhaltige Baustoffe und Bauprojekte vereinfacht und bevorzugt werden, eine einheitliche Muster-Umbauordnung für alle Bundesländer verabschiedet, der digitale Bauantrag verpflichtend eingeführt und insgesamt Anreize für gestalterische Qualität und Langlebigkeit geschaffen werden.

Um die Kreislaufwirtschaft schneller zu etablieren, sollte das Ursachenprinzip gefördert werden. Zudem sollte endlich die gesetzlich vereinbarte Sanierungsquote und -tiefe von öffentlichen Gebäuden eingehalten werden. Dabei zielt beispielsweise der gerade verabschiedete Gebäudeeffizienz-Erlass mit Blick auf den Lebenszyklus in die falsche Richtung.

Viel stärker sollte auch das Ordnungsrecht gefasst werden. Wir brauchen Mindeststandards für die Vermietbarkeit von Wohn- und Gewerbeimmobilien: Gebäude, die G oder F im Energieausweis haben, sollten ohne quartiersbezogene Ausgleichsmaßnahmen ab 2028 nicht mehr vermietet werden. Auch sollten die KfW-Programme neu gefasst werden: Zielgröße sollte CO2 inklusive der Emissionen aus grauer Energie sein und der Fokus auf die Dämmung der Gebäudehülle sollte verringert werden. Zudem sollten Programme, die Gebäude fördern, die nicht Paris-konform sind, gestoppt werden. Zudem sollten Subventionen für CO2-intensive Materialien überdacht werden.

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